Kanga Stoffe

Eine Kanga ist ein typisches afrikanisches Kleidungsstück, das etwa einen Meter breit und 1,5 Meter lang ist. Sie kann als Rock, Kleid oder zum Tragen der Kinder verwendet werden.

Kanga stellen das vielseitigste Kleidungsstück ostafrikanischer Frauen dar und sind ein eminent wichtiges Kulturgut in deren Alltag. Wie ein Wickelkleid getragen begleiten die Tücher die Frauen von der Geburt bis zum Tod. Bereits Babys werden in den Stoff eingewickelt, und bei Begräbnissen wird ebenfalls ein Kanga um den Verstorbenen gebunden. Im Alltag werden die Tücher auch als Tragetaschen für Obst, Gemüse und Fisch zusammengeknotet oder dienen als Bauchgurt, in dem Geld und andere persönliche Dinge Platz finden.

Die Geschichte des Stoffes geht auf das 13. Jahrhundert zurück. Zu jener Zeit gelangten Baumwollstoffe über portugiesische, arabische und persische Seefahrer aus Asien an die Küste Ostafrikas, Auch damals wurden die Stoffe schon als Wickelkleider getragen. Einst waren die Tücher ausschliesslich mit dem Abbild des Federkleids des Perlhuhns bedruckt, woher auch der Name „kanga“ stammt. Ende des 19. Jahrhunderts setzen sich unterschiedlich bedruckte Tücher durch, die Stoffe wurden immer individueller. Das Modebewusstsein der frauen stieg, das Sammeln unterschiedlicher Tücher wurde zunehmend populär, sofern die Finanzen der Familie es zuliessen.

Mit der Zeit gewannen kangas eine kommunikative Funktion. Heute finden sich Sprüche und Redewendungen, Aphorismen, Mahnungen und Wünsche in Swahili auf den Tüchern, es wird vor schlechten Angewohnheiten gewarnt, Ratschläge für den Umgang mit Menschen gegeben, Neid, Missgunst oder Eifersucht thematisiert. Wird ein kanga als Geschenk überreicht, wird auf den passenden Spruch für die Beschenkte geachtet. Sogar politische Wahlslogans finden sich auf den Tüchern-wenn man so will ähnelt das Kleidungstück dem westlichen T-Shirt.
Die kangas vereinen vier wichtige Kunstaspekte: den Rand des Stoffes („pindo“), das leitmotiv („mji“), die Farbe („rangi“) und die Umstandswörter („neno“). Manchen Käuferinnen ist das Leitmotiv am wichtigsten, andere entscheiden sich zugunsten ihrer Lieblingsfarbe oder wählen den originellsten Spruch. Kommunikativ wird der kanga auch etwa wie folgt eingesetzt: Hat eine Frau ihren Mann lange nicht gesehen und erwartet ihn sehnlichst zurück, erkennt der Gatte das sofort am kanga. Denn dann würde sie den kanga in ihrer Lieblingsfarbe tragen mit dem Aufdruck „karibu Mpenzi“ – „Willkommen mein Liebster. (…)

Aus Tansania, Sansibar, Kilimanjaro von Jörg Gabriel, Reise Know-How Verlag, 2007

 
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